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Kurzer geschichtlicher Abriß


Schlaraffia wurde 1859 in Prag in Böhmen, das damals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte, gegründet. Die Toleranzlosigkeit des 19-ten Jahrhunderts war dabei der treibende Faktor zur Entstehung. Ein nobler Kunstverein in der Stadt, der zu seinen Mitgliedern auch Persönlichkeiten des habsburgischen Kaiserhofs zählte, verweigerte regelmäßig die Mitgliedschaft eines sehr bekannten Künstlers des ansässigen Deutschen Theaters. Die deutschen Kollegen des Theaters werteten dies als einen willkürlichen Akt der Überheblichkeit und Arroganz der Obrigkeit und herrschenden Oberklasse, und gründeten aus Protest ihren eigenen Künstlerstammtisch. Es war die Geburtsstunde der Schlaraffia, übrigens ein Name ohne feste Bedeutung. So entstand mit der Schlaraffia ein völlig zeitloses Spielfeld für Männer, die in enger Freundschaft Humor pflegen und sich im weitesten Sinne aktiv oder passiv der Kunst widmen. Dabei nehmen sie im Rahmen eines fröhlichen Spieles allerlei Willkür und Gehabe der Obrigkeiten und insbesondere sich selbst auf die Schippe.

Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 wuchs die Schlaraffia zu 197 Vereinen hauptsächlich in Deutschland und Österreich, aber auch in Nordamerika (mit Vereinen in San Francisco, Milwaukee, New York, Chicago, Newark, Cincinnati, Philadelphia, Jersey City, Cleveland, New Haven, Boston, Clifton, Buffalo, Washington und Denver) und anderen europäischen Ländern überall dort wo deutschsprachige Künstler und Vereine aktiv waren. Schlaraffia entwickelte sich zu einer internationalen Gesellschaft mit steigendem Bekanntheitsgrad und Anerkennung. Bedauerlicherweise änderte der Krieg dieses Bild sehr schnell. Viele Vereine im Nachkriegs-Europa aber auch in Übersee mußten aus politischen Gründen schließen. Zum ersten Mal in der Geschichte seiner Existenz mußte Schlaraffia der Politik Tribut zollen.


Der schlaraffische Gedanke lebte aber weiter, und trotz aller Schwierigkeiten entstanden über 100 neue Vereine in der Zeit zwischen 1919 und 1937, hauptsächlich in Deutschland und den neuen osteuropäischen Ländern. Jedoch in 1937 erlitt Schlaraffia einen entscheidenden und existenzgefährdenten Schlag, als Hitler die gewaltsame Schließung und Auflösung aller Schlaraffia Vereine in Deutschland und Österreich anordnete. Danach waren nur noch die Vereine in der Schweiz und Nord- und Südamerika aktiv.


Nach dem Krieg konnten sich die Mitglieder der Schlaraffia in Ostdeutschland und den osteuropäischen Ländern weiterhin nur noch im geheimen treffen, da das Organisationsverbot von den Kommunisten aufrechterhalten wurde. Aber auch in den USA wurde der Schlaraffia ein gewisses Mißtrauen entgegengebracht, da viele Politiker Amerikaner deutscher Abstammung argwöhnisch beobachteten. All dies war unbegründet und erwieß sich als totaler Unsinn. Schlaraffia hat keine Ziele, es ist keine Loge oder Bruderschaft mit geheimer Agenda. Schlaraffia ist eine ideelle Gesellschaft, die auf Freundschaft und Toleranz aufbaut. Die Mitglieder, die ‘Schlaraffen’, glauben fest an das menschliche gegenseitige Geben und Nehmen. Sie scheren sich nicht darum, wo jemand betet, welchen Beruf er betreibt oder welche politischen Ansichten er hat. Rivalität und Eifersucht haben keinen Platz. Humor und die Anerkennung der Kunst sind essentielle Werte. Während ursprünglich die Mehrzahl der Mitglieder Künstler aller Art waren, findet man heute neben Sängern, Schauspielern und Malern auch Ingenieure, Erfinder, Fabrikarbeiter und Lehrer, die sich alle für die letzten Ritter vergangener romantischer Zeit halten. Sie betrachten nicht alles und insbesondere sich selbst mit schrecklichem Ernst, sondern versuchen immer wieder sich gegenseitig Freude und Freundschaft durch Kunst und feinsinnigem Humor zu geben.


Es ist daher nicht verwunderlich, daß durch die Ideale und Werte der Schlaraffia die totale Ausrottung vermieden wurde. Die Gesellschaft stieg aus den Trümmern des zweiten Weltkrieges mit neuer Kraft auf und ist heute 160 Jahre nach ihrer Gründung noch genau so jung und lebendig wie zuvor. Die Dachorganisation ‘Allschlaraffia’ hat heute ihren Sitz in Bern in der Schweiz. Es gibt 5 Landesverbände (Deutschland, Österreich, Schweiz, Nord- und Lateinamerika) die jeweils durch 3 Abgesandte im Dachverband mit weltweit 265 lokalen Vereinen vertreten sind. In Nordamerika gibt es 27 Vereine mit etwa 520 Mitgliedern. Deutsch ist die Sprache aller Zusammenkünfte weltweit. Die Mitglieder müssen jedoch nicht Deutsche sein, nur sollten sie die Sprache soweit beherrschen, daß sie dem Geschehen mühelos folgen können.


Eine Besonderheit der Schlaraffia sollte noch bemerkt werden: Die Verkörperung von Weisheit, Humor und Werte ist für die Schlaraffia der Uhu. In jedem Vereinslokal steht am Eingang ein präparierter oder auch geschnitzter Uhu als das Schlaraffensymbol. Beim Betreten verneigen sich die Schlaraffen vor diesem Symbol. Sie beten aber keinesfalls eine Eule an, sie verehren auch keinen ausgestopften Vogel, sie verneigen sich vor der Spielsphäre und vor ihrem und den anderen Anwesenden Wunsch, einen Abend in Schlaraffia zu beginnen, und sie sagen mit einem zwinkernden Auge: Ich bin bereit, laßt uns das Spiel beginnen!


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